Daten & Fakten

Statistiken zu Abtreibungen weltweit 2024: ein Überblick

Abtreibungen nehmen eine wichtige Rolle in so ziemlich allen Gesellschaften unseres Planeten ein. Möchten Sie mehr über die Situationen in verschiedenen Ländern herausfinden, nutzen Sie unsere interaktive Karte. Wir fügen regelmäßig neue Länder hinzu.

Abtreibung ist weitverbreitete medizinische Praxis

Abtreibungen pro Jahr weltweit

Wie viele Abtreibungen gibt es pro Jahr also weltweit? Zwar gibt es keine direkt erhobenen Zahlen, jedoch kann man sich der Gesamtzahl nähern. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind fast die Hälfte aller Schwangerschaften – 121 Millionen – jedes Jahr ungewollt. Von diesen ungewollten Schwangerschaften enden 6 von 10 mit einem induzierten Schwangerschaftsabbruch1.

Das bedeutet, dass weltweit schätzungsweise 73 Millionen Abtreibungen pro Jahr vorgenommen werden. Abtreibung ist somit eindeutig eine weitverbreitete medizinische Praxis und reproduktiver Gesundheit gebührt entsprechende Aufmerksamkeit.

Abtreibungen finden weltweit statt, ob legal oder mit Einschränkungen. Dabei gibt es klare geografische und regionale Unterschiede. Eine 2019 veröffentlichte Studie des Guttmacher-Instituts zeigt, dass die Abtreibungsraten in Afrika und dem Nahen Osten am höchsten sind, gefolgt von Lateinamerika und der Karibik. In Europa hingegen ist die Abtreibungsrate mit nur 17 pro 1000 Frauen am niedrigsten2.

Unintended Pregnancy Rates per 1000 from 2015 to 2019.
Abortion Statistics Worldwide: Rate Per Region from 2015 to 2019.

Höchste Abtreibungsraten in Ländern mit mittleren Einkommen

Abtreibungen nach Einkommensniveau

Laut Guttmacher Institut sind die Zahl der ungewollten Schwangerschaften in Ländern mit niedrigem Einkommen höher, wobei rund 40 % der Schwangerschaften mit einer Abtreibung enden. Das Einkommen spielt somit zwar eine Rolle bei den ungewollten Schwangerschaftsraten, ist aber kein genauer Bestimmungsfaktor für die Abtreibungsraten. So zeigen die Daten vielmehr, dass Länder mit mittlerem Einkommen die höchsten Abtreibungsraten aufweisen.

Abortion rates can vary greatly from country to country depending on a variety of factors, such as income, as shown in the chart. Countries with middle-income have the highest number of abortion rates.

In Ländern mit höherem Einkommen ist die Versorgung im Bereich der reproduktiven Gesundheit, der Verhütung und des Schwangerschaftsabbruchs zumeist gewährleistet, was den Menschen einen besseren Zugang zu sexual- und reproduktionsmedizinischen Leistungen ermöglicht. Umgekehrt sind der Zugang zu und die Verfügbarkeit von medizinischen Leistungen in Ländern mit niedrigem Einkommen oft eingeschränkter, was zu mehr ungewollten Schwangerschaften und damit zu mehr Schwangerschaftsabbrüchen sowie zu einer stärkeren Untererfassung von Schwangerschaftsabbrüchen führt3.

Gesetzliche Beschränkungen haben keinen Einfluss auf Abtreibungsraten

Restriktive Gesetze ohne Wirkung

Weltweit gibt es sehr unterschiedliche gesetzliche Regelungen bezüglich Abtreibungen. In einigen Ländern ist der Schwangerschaftsabbruch konsequent verboten, während er in anderen ohne Einschränkungen erlaubt ist.

Abortion rates are not affected by legal restrictions. The chart illustrates how countries with different legal restrictions and laws have almost the same abortion rate.

Trotzdem ist der Anteil der ungewollten Schwangerschaften, die mit einem Abbruch enden, in Ländern mit restriktiven und solchen mit freizügigeren Gesetzen in der Regel ähnlich. Die Abtreibungsraten werden also trotz gesetzlicher Beschränkungen kaum beeinflusst. Das bedeutet, dass selbst in Ländern mit strengen Gesetzen Menschen, die eine Schwangerschaft beenden müssen oder wollen, einen Weg finden, dies zu tun.

Gleichzeitig schwanken die Zahlen der unsicheren Abtreibungen und der Komplikationen stark. Infolgedessen bedrohen restriktive Gesetze die sichere und legale Abtreibung weltweit und damit auch die allgemeine mütterliche Gesundheit 4.

Restriktive Gesetze führen zu mehr unsicheren Abtreibungen

Unsichere Abtreibungen

Unsichere Schwangerschaftsabbrüche sind ein ernstes Problem für die öffentliche Gesundheit, von dem Millionen von Menschen auf der ganzen Welt betroffen sind. Jedes Jahr werden schätzungsweise 20 Millionen unsichere Abtreibungen durchgeführt, die zu etwa 68.000 Todesfällen und 5 Millionen Behinderungen führen 5. Dies ist besonders häufig in Ländern mit restriktiven Abtreibungsgesetzen der Fall, in denen der Zugang zu sicheren, legalen Abtreibungsdiensten eingeschränkt oder nicht vorhanden ist.

Laut WHO ist eine Abtreibung sicher, wenn sie nach den offiziellen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation durchgeführt wird. Umgekehrt sind unsichere Schwangerschaftsabbrüche die Folge von restriktiven Gesetzen, kulturellen Tabus und mangelnden Informationen und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit von Frauen und Menschen mit Schwangerschaftsfähigkeit dar.

Die Müttersterblichkeitsrate – die Zahl der Todesfälle von Müttern pro 100.000 Lebendgeburten – aufgrund von Komplikationen bei unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen ist in Regionen mit restriktiven Gesetzen viel höher als in Gebieten, in denen ein sicherer und legaler Schwangerschaftsabbruch möglich ist. Laut einer Studie des HRP (UNDP/UNFPA/UNICEF/WHO/World Bank Special Programme of Research, Development and Research Training in Human Reproduction), das von der WHO unterstützt wird, ist die Zahl der unsicheren Abtreibungen in Regionen mit niedrigem und mittlerem Einkommen höher, wie in Afrika, Asien und Lateinamerika.

According to the chart, unsafe abortion rates vary by region around the world. In addition, almost half of abortions are performed in unsafe conditions worldwide.

Nur etwa die Hälfte aller Länder erhebt Daten zu Abtreibungen

Das Problem der Verfügbarkeit von Abtreibungsdaten

Die Verfügbarkeit und Genauigkeit von Daten über Schwangerschaftsabbrüche sind für die öffentliche Gesundheit, die Politik und die Interessenvertretung von entscheidender Bedeutung. Genaue Daten können Entscheidungsträgern dabei helfen, die Bedürfnisse der Bevölkerung im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit besser zu verstehen und Maßnahmen und Dienstleistungen entsprechend anzupassen. Allerdings ist es aufgrund rechtlicher Einschränkungen und der sozialen Stigmatisierung des Schwangerschaftsabbruchs oft schwierig, zuverlässige Daten zu erhalten6.

Die Unterschiede in den vorhandenen Daten sind enorm. In Europa und Nordamerika liegen die meisten Daten zu Abtreibungen vor. In anderen Regionen wie Afrika südlich der Sahara und Lateinamerika waren für weniger als die Hälfte der Länder Abtreibungsdaten verfügbar. Westasien und Nordafrika sind die Regionen mit dem größten Mangel an Abtreibungsdaten.

Zwar hat sich die Verfügbarkeit von Zahlen in einzelnen Regionen (etwa in Lateinamerika, wo NGOs und lokale Organisationen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um mehr Daten über Abtreibungen zu sammeln), nach wie vor mangelt es aber weltweit an vollständigen und aktuellen Daten. Aus einem von Women Deliver im Jahr 2020 veröffentlichten Bericht geht hervor, dass vorwiegend Informationen zu den folgenden Themen fehlen7:

  • Raten unsicherer Abtreibungen und Ergebnisse der Nachsorge
  • Evidenzbasierte, wirksame Ansätze zur Liberalisierung der Abtreibungsgesetze und zur Verbesserung des Zugangs zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen und der Betreuung nach dem Schwangerschaftsabbruch in rechtlich restriktiven und humanitären Umfeldern
  • Langfristige Auswirkungen der Inhaftierung aufgrund von Abtreibung/restriktiven rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Gesundheit von Frauen, wirtschaftliche Möglichkeiten und gesellschaftliche Kosten.

Der Mangel an Daten wirkt sich auf die Bevölkerung aus, da es keine Anhaltspunkte gibt, an denen sich Gesundheitsprogramme und -politik orientieren können, und kein Verständnis für den lokalen Kontext. Darüber hinaus werden Daten benötigt, um Gesundheitsdienstleister über die Bedürfnisse ihrer Patienten zu informieren und ihre Leistung zu bewerten. Daher kann ein Mangel an Daten schwerwiegende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben und zu Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, schlechten Gesundheitsergebnissen und der Vernachlässigung von Reproduktions- und Gesundheitsrechten führen.

Dieser Text enthält Daten, die sich auf ungewollte Schwangerschaften beziehen, da das Guttmacher-Institut versucht hat, die Herausforderung zu meistern, Daten über Schwangerschaftsabbrüche mithilfe der Variable „ungewollte Schwangerschaften“ zu erstellen. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass Abtreibungen sowohl bei ungewollten als auch bei gewollten Schwangerschaften vorkommen.

Woher wir unsere Informationen haben

Quellen

  1. World Health Organization. (2021).  Abortion. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/abortion. Jan 2, 2023.  ↩︎
  2. Guttmacher Institute. (2022). Unintended Pregnancy and Abortion Worldwide. guttmacher.org/fact-sheet/induced-abortion-worldwide. Jan 2, 2023.  ↩︎
  3. Bearak, J; Popinchalk A; Ganatra B; Moller, A; Tunçalp, Ö; Cynthia Beavin, C; Kwok, L; Alkema, L.  (2020). Unintended pregnancy and abortion by income, region, and the legal status of abortion: estimates from a comprehensive model for 1990–2019. Lancet Glob Health. ↩︎
  4. Haddad, L;  Nour, N. (2009). Unsafe Abortion: Unnecessary Maternal Mortality. Rev Obstet Gynecol. 2009 Spring;2(2):122-6. PMID: 19609407; PMCID: PMC2709326. ↩︎
  5. Shah,I; Åhman, E. (2009). Unsafe Abortion: Global and Regional Incidence, Trends, Consequences, and Challenges. Women’s Health.  ↩︎
  6. Popinchalk, A ;  Beavin, C; Bearak, J. (2021) The state of global abortion data: an overview and call to action. Guttmacher Institute.  ↩︎
  7. Women Deliver. (2020). Advocating for a stronger evidence base for gender equality: an analysis of gender data and knowledge gaps.  ↩︎

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